Ressourcenschonung und Umweltschutz vs. Kurzfristige Gewinnmaximierung
Bis vor kurzem war unsere Wirtschaft geprägt durch privaten Konsum und Wachstum auf Teufel komm raus.
Dieses Wachstum war Grundlage für eine „angemessene“ Verzinsung des eingesetzten Kapitals, welche es bei den Banken schon seit Jahren nicht mehr gibt.
Arbeitsplätze werden verlagert an Orte in denen die Vorschriften für Umweltschutz und Arbeitssicherheit nur auf dem Papier geschrieben stehen. Löhne gezahlt werden, die man kaum als ausreichend bezeichnen kann und eine soziale Absicherung existiert nur in den Träumen.
Das ist die Grundlage für industrielle Produktion in einer globalen Zeit. Beispiele sind Produktionsstätten in Pakistan oder Sri Lanka, Bangladesch, China oder Indien.
In diesen Ländern entstanden Städte nur, um bestimmte Produkte für global agierende Unternehmen so billig wie möglich zu produzieren.
Die Supercontainerschiffe, mit einer Kapazität von über 20.000 Standardcontainern machen die Überbrückung dieser großen Entfernungen wirtschaftlich, da die entstehenden Kosten auf eine Vielzahl von Produkten verteilt werden.
Die Folge in diesen Ländern ist, dass eine Abhängigkeit zu diesen Unternehmen besteht. Für die Mitarbeiter eine frustrierende Situation: Für wenig Geld und unter Missachtung aller geltenden Arbeitsplatzschutzvorschriften arbeiten zu müssen, untergebracht unter menschenunwürdigen Verhältnissen zu sein und das alles auch noch ohne Versicherungsschutz. Somit gilt für die Familien:“ keine Arbeit, kein Brot!“
Die Corona-Pandemie hat jetzt dieses System ganz schön durcheinander gewürfelt und viele Menschen rund um den Globus zum Nachdenken gebracht.
Können wir so wie bisher weitermachen, Ressourcen und Menschen ausbeuten, ohne uns um die langfristigen Folgen zu kümmern?
Corona hat große Teile der Welt zum kurzfristigen Stillstand gebracht. Kontaktverbote, Stillstand der Wirtschaft, Überlassung der Gesundheitssysteme, Knappheit strategisch wichtiger Produkte. Hätten diese Auswirkungen sein müssen?
Wie steht es um die Kontaktverbote?
Ich glaube, dass diese notwendig sind, um die Infektionsketten zu durchbrechen.
Was ist mit den Betriebsschließungen?
Auch wenn die Bundesregierung die Unternehmen nicht geschlossen hätte, wäre bei vielen Unternehmen das Licht ausgegangen, nur nicht kontrolliert. Amerika lässt grüßen.
Schuld daran sind die globalen Logistikketten (Surpply Chain Management). Just in time, keine Lagerhaltung und Auslagerung ganzer Produktionsstufen haben sich jetzt gerächt.
Die Kritiker der Globalisierung sind jetzt am Zug, aber Vorsicht. Es ist nicht damit getan festzustellen was nicht mehr geht, sondern zu streiten, wie und warum die Wirtschaft zukünftig funktionieren soll.
Ich glaube, viele werden mir zustimmen, wenn ich feststelle, dass das Ziele und Lösungen global zu sehen sind.
Dazu zählen für mich: Ressourcenschonung, Bildung, Vermeidung von Treibhausgasen.
Die Globalisierung gänzlich zurückzudrängen, ist weder wirtschaftlich, ökologisch noch gesellschaftlich sinnvoll.
Zukünftig werden die Volkswirtschaften erfolgreich sein, die es verstehen ihre Potenziale am sinnvollsten zu nutzen. Unter sinnvoller Nutzung verstehe ich nicht die Ausbeutung der vorhandenen Ressourcen, sondern die strategische Überlegung, wie eine Volkswirtschaft diese in der Kombination mit den Potenzialen und Kompetenzen anderer Volkswirtschaften nachhaltig anbieten und entwickeln kann.
Dadurch ergeben sich kürzere Logistikketten, weniger Abhängigkeiten und ein höherer Bildungsstand (hierarchie- und geschlechterneutral).
Viele Menschen der Welt, die bis vor kurzem noch für globale Industrieunternehmen für wenig Geld gearbeitet haben, stehen vor dem Aus.
Die Regierungen dieser Staaten sowie deren Unternehmen und die internationale Staatengemeinschaft sollte jetzt die Gunst der Stunde nutzen und diese Systeme umbauen. Dieser Status quo ist hausgemacht und der fehlenden Kreativität und Mut dieser Regierungen geschuldet.
Bei der Neuausrichtung ganzer Volkswirtschaften dürfen bei Entscheidungen über finanzielle Unterstützung durch IWF und Weltbank, Interessen multinationaler Unternehmen keine Rollen mehr spielen.
Warum sage ich das?
Die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft ist abhängig von der Intensität machtpolitischen Einflüssen Einzelner oder Interessenverbände. Wenn wir es schaffen, diese egoistische Vorteilsnahme zu reduzieren und durch Regeln zu bremsen, haben wir eine reale Chance.
In ihrem Buch “Schockstrategie“ beschreibt Naomi Klein die massiven Einflüsse multinationaler Unternehmen bei der Neuausrichtung ganzer Staaten mit Hilfe der Weltbank und des IWF, wie z.B. Argentinien, Polen und Russland.
Wir dürfen in diesen strukturellen Veränderungsprozessen nicht den Fehler machen, unsere westlichen Systeme anderen Staaten überzustülpen, sondern individuell die Potenziale und Kompetenzen zu nutzen und individuell auszubauen.
Hierbei kommt den Bildungssystemen eine strategische Rolle zu. Damit meine ich nicht nur die Vermittlung theoretischen Wissens, sondern ganz besonders die Vermittlung regionaler Fertigkeiten und Kenntnisse. In der Geschichte vieler Staaten gibt es Hinweise und Erkenntnisse über Lösungen unterschiedlicher Probleme, z.B. die Wasserversorgung in Afrika mit Aquädukten.
Das Nutzen alter Kenntnisse und Verfahren könnte in Kombination mit dem heutigen Wissen und moderner Techniken bei der Lösung vieler Probleme helfen.
Bildung ist der Schlüssel und Bildung für ALLE macht die Welt besser.
Für mich beinhaltet die Globalisierung die Chance, Potenziale, Kompetenzen, Wissen, Kreativität und Vertrauen weltweit zu nutzen, zum Wohle aller Erdenbewohner.
Vielen Dank für den umfassenden Blick auf die aktuelle Situation, die über Corona hinausgeht. Ja, Bildung ist der Schlüssel und Bildung endet nie. Einen kleinen Beitrag dazu wollen wir mit der Academy leisten: https://www.kybos-transformation.com/academy